Hückelhoven 1. Mai 2019 – so war’s
Was für ein Erlebnis – Filme rund um Kohle im Barbarastollen, ein absolut angemessenes Ambiente!
Der Nebel hat sich verzogen, die Sonne hat ein Einsehen und so trifft man sich schon bevor es losgeht draußen und schwelgt in alten Geschichten.
Ein ehemaliger Kumpel schildert beim Anblick der beiden alten 90 PS Loks, wie er, wenn er zu spät dran war, auf den letzten Wagen des Zugs sprang, um noch mit unter Tage fahren zu können und schleunigst abspringen musste, bevor der Zug stoppte – denn der Ruck beim Anhalten ging durch Mark und Bein!
Oder wie er mit seinem Messer Kabel ab isolierte: „Bei 220 Volt testete man damals mit dem Zeigefinger, ob noch Spannung drauf ist. Und wenn es zuckte, weil – ja – da war noch Spannung drauf, dann hat man es noch mal versucht, um zu gucken, ob’s stimmt “.
Wärme Service
Fast alle Plätze sind besetzt, der Kuchen schmeckt, die Stimmung ist gut. Nach Begrüßung durch Detlef Stab, Vorsitzender des Fördervereins Schacht 3 und Michael Chauvistré kann’s losgehen – Film ab für Wärme Service.
Der Film ist ein altes Schätzchen aus dem Archiv des Fördervereins Schacht 3 und zeigt Produktion und Vertrieb der in Hückelhoven gewonnenen Anthrazit-Kohle. Auch Wärme Service, ruft Erinnerungen wach: Erwin Dahlmanns, Vorsitzender des Kreisausschusses für Kultur, Partnerschaft und Tourismus erzählt, wie er damals mit seinem Bruder im Schweiße seines Angesichts die Kohle für die neue Heizanlage geschippt hat.
4 im Revier
„Sophia-Jacoba darf nicht sterben“. 4 im Revier erzählt von Demos und Aktionen im Kampf für den Erhalt der Zeche Ende der 1980er-Jahre – Anfang der 1990-Jahre. Auch das Privatleben der ProtagonistInnen ist geprägt und beeinflusst von den Ereignissen. Die Kamera ist nah dran an den Leuten und man fragt sich, wie das Filmteam das geschafft hat.
Produktionsleiter Tom Meffert erzählt, dass sie damals dieses neue Format entwickelt haben: Man ließ sich erzählen, was in der letzten Zeit passiert ist, interessante Geschichten wurden ausgewählt, nachgespielt und weiterverfolgt. Regelmäßig blieb es nicht beim Spiel – Auseinandersetzungen wurden real und die Crew wurde gar nicht mehr wahrgenommen. “Ich musste durchaus auch mal vor fliegenden Objekten in Deckung gehen”, sagt Kameramann Clemens Seiz. “Mir war damals gar nicht bewusst, wie nah die 4 uns an sich rangelassen haben – Danke dafür”.
Jo, den 10-jährigen und damit jüngsten Zuschauer interessiert, ob die Leute auch mal keine Lust gehabt hätten, gefilmt zu werden. Überraschungsgast Margret Jankord – damals hieß sie noch Brack – erinnert sich, dass es ihr auf dem Weg zum Kreissaal dann doch zu viel wurde … .
Sie war Mitglied der Fraueninitiative, aus der heute einige Frauen im Publikum sitzen. Margret Jankord ist seit der Schließung der Zeche zum ersten Mal wieder hier. Der harte Arbeitskampf damals hat sie gestärkt – ihr war wichtig, selbständig zu werden, für ihr Leben selbst aufzukommen. Das hat sie geschafft und ist stolz darauf: sie wurde gelernte Altenpflegerin und arbeite heute noch in ihrem Beruf.
Hart auf Hart
Hart auf hart wird angekündigt als Film über eine Männerwelt. Und er zeigt sie, die Bilder aus über 1000 Meter Tiefe, Fast-Unfälle und Missgeschicke wie feststeckende Bohrer. Der kam wieder los durch eine Aktion, die “nicht für die Kamera geeignet ist” – so der Filmkommentator. Und solche Geheimnisse erfährt nur, wer bei solchen Veranstaltungen dabei ist. Denn Filmemacher Michael Möller hat es verraten …
Der Film spielt in einer anderen Bergbaugegend – in Marl – Zeche Auguste Victoria. Doch die Parallelen sind unübersehbar, auch hier ist seit Ende 2015 Schicht im Schacht. Und so facht der Film die Diskussion an. Erinnerungen werden ausgetauscht – wenn auch kontrovers. Es fallen Sätze wie: “Es gab keinen Zusammenhalt unter den Kumpels damals”, “Wir wurden untereinander ausgespielt”, “Alle sind verarscht worden”, “Wir sollten doch nicht streiken, weil es ein wilder Streik gewesen wäre”, “Doch es wurde gestreikt, denn ich war Streikbrecher”.
Und last but not least: “Ihr Film hat richtig was ausgelöst, er frischt die Emotionen auf – und das ist gut so!”